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Tansania

Besucht

Januar 1987

Das dunkle Herz Afrikas

Ostafrika hat mich schon früh fasziniert, Filme wie „Serengeti darf nicht sterben“ oder „Hatari“ habe ich in meiner Jugend mit Begeisterung angesehen, und Hardy Krügers Buch „Eine Farm in Afrika“ aus dem Jahr 1983 steht bei uns immer noch – oft gelesen und etwas vergilbt – im Regal.

1987 war es dann endlich soweit: Der afrikanische Sozialismus von Julius Nyerere war gescheitert, Tansania erholte sich langsam von seinem wirtschaftlichen Niedergang, der Tourismus hatte noch nicht wieder Fuß gefasst, und unsere erste Reise nach Schwarzafrika konnte beginnen.

 

Fischer beim Ausnehmen ihres FangsFischer beim Ausnehmen ihres Fangs

Dhau an der Küste vor DaressalamDhau an der Küste vor Daressalam

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Daressalam nach Dodoma und Arusha

Es war Anfang Januar, die „kleine Trockenzeit“. Bei unserer Ankunft in Daressalam tauchten wir ein in die lebendige, farbenfrohe und feucht-heiße Welt Tansanias. Prächtige Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit – mehr oder weniger gut erhalten – säumten die Straßen, vor der Küste schaukelten Dhaus auf den Wellen, am Strand wurden die gefangenen Fische gleich ausgenommen und verkauft. Und dazwischen die Menschen, stolz und zurückhaltend, keine Spur von der Aufdringlichkeit in den nordafrikanischen Ländern.

Überlandbus wird beladenÜberlandbus wird beladenMit öffentlichen Bussen, die aussahen wie überdimensionierte Geländefahrzeuge, ging’s weiter ins Landesinnere, über Morogoro zur „Hauptstadt“ Dodoma. Die Landschaft war großartig, riesige Felsen verstreut im satten Grün der Savanne, aber die Stadt! Diese armselige Ansammlung von staubigen Gebäuden sollte die Hauptstadt Tansanias sein? 1987 war das für uns kaum zu glauben.

 

Markt in DodomaMarkt in Dodoma

In Dodoma wurden wir auch erstmals mit wirklicher Armut und dem Kampf ums Überleben konfrontiert. Zwischen den Marktständen sahen wir in Lumpen gekleidete Menschen, die die heruntergefallenen Hirse- und Maiskörner aus dem Staub auf-sammelten, darunter viele Kinder.

 

Im Bus von Dodoma nach ArushaIm Bus von Dodoma nach ArushaFür die 450 km von Dodoma nach Arusha benötigte der Bus 14 Stunden. Die Strecke war seinerzeit noch weitgehend ungeteert, wir saßen eingeklemmt auf engen Holzbänken, die für europäische Beinlängen nicht gedacht waren, und wurden durch die Hitze geschaukelt. Neben mir saß eine tansanische Frau mit einem leicht fiebrigen Baby auf dem Schoß,   das im Laufe der Zeit mehr und mehr zu mir herüberwanderte, bis es auf meinen Beinen lag.

 

Gut 100 km vor Arusha tangierte die Straße die Nationalparks Lake Manyara und Tarangire. Die Landschaft verwandelte sich von Anbau- und Weidegebieten zu afrikanischer Steppe. Wir hatten das Ziel unserer Afrika-Träume erreicht.

Ngorongoro und Serengeti

In Arusha organisierten wir für uns eine Tour in die Serengeti. Leihautos für Selbstfahrer waren 1987 aufgrund der wirtschaflichen Verhältnisse nicht zu kriegen, und die Eintrittspreise für Individualreisen-de in die tansanischen Nationalparks waren auch damals schon astronomisch hoch. So buchten wir eine „5-Tages-Tour“ per Landrover mit Fahrer für Lake Manyara, Ngorongoro und Serengeti. Nun ja, der Landrover entpuppte sich dann als VW-Bus, und die Tour war nach dreieinhalb Tagen zuende.

Löwe hautnahLöwe hautnah

Elefanten im Ngorongoro-KraterElefanten im Ngorongoro-Krater

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber die Landschaft und die Tierwelt entschädigte uns für alles. Nie wieder haben wir eine so reichhaltige und vielfältige Tierpopulation wie im Ngorongoro-Krater gesehen. Elefanten, Löwen, Giraffen, Zebras, Hyänen, Büffel, Nashörner, Flußpferde, Schakale, Kronenkraniche und Flamingos – alles im kleinen nur 20 km durchmessenden Areal des Kraters. Und dazwischen stolze Massai mit ihren Herden, die hier das Weiderecht besitzen.

Abenteuerlich wurde es mit den Übernachtungen. Wir wollten auf den wenigen Campingplätzen übernachten, die es in der Serengeti gab. Diese „Campingplätze“ waren jeweils ein Areal, auf dem ein Schild stand und ein Plumpsklo, und sonst – nichts! Kein Wasser, keine Menschenseele weit und breit. Als wir abends beim ersten ankamen, prasselten ganze Geschwader von Tsetse-Fliegen an unsere Windschutzscheibe. Wir wagten es nicht, auch nur ein Fenster aufzumachen, und suchten sofort wieder das Weite.

Übernachtung im VW-BusÜbernachtung im VW-BusDer nächste Versuch war eine Jugendherberge auf dem Gelände einer Lodge. Dort fanden wir eine Art Turnhalle vor, mit 30 Metall-Hochbetten, ohne Matratzen. Die Waschbecken und Kloschüsseln wurden gerade abtransportiert und man erklärte uns, die Herberge hätte geschlossen. In der nahe-gelegenen (teuren) Lodge war kein Zimmer frei, man bot uns aber an, nachts auf dem Flur zwischen den Zimmern zu schlafen. Dafür „müßten wir aber natürlich den Preis wie für die Jugendherberge zahlen, das wäre ja quasi gleichwertig“.

Wir beschlossen schließlich, im VW-Bus zu nächtigen, was aber zu erschrockenen Reaktionen des Personals führte, weil „das ja verboten wäre“. Letztendlich gestattete man es uns aber doch, mit dem Hinweis, es ja keinem zu erzählen. Unser Fahrer kam bei Bekannten aus dem Personal der Lodge unter.

Am nächsten Tag ging es weiter durch die grandiose Steppe der Serengeti. Die Tiere waren weiter gestreut, aber nicht minder eindrucksvoll. Abends steuerten wir wieder einen Campingplatz an – also ein Stückchen Serengeti mit Schild und Plumpsklo. Es gab erfreulich wenig Fluginsekten und wir fuhren zur nächsten Lodge, um das Camp zu buchen. Dann setzte uns der Fahrer wieder dort ab und verschwand für die Nacht zu weiteren Bekannten. Da standen wir nun zu zweit mit unseren Rucksäcken und unserem Zelt, mitten in der endlosen Serengeti.

Allein in der SerengetiAllein in der SerengetiBald darauf kam ein Jeep mit 2 Rangern vorbei, die kontrollierten, ob wir denn auch bezahlt hätten. Sie waren nicht begeistert, daß wir hier ohne Auto übernachten wollten, „es könnten Löwen in der Nähe sein“. Als sie wieder weg waren, stellte sich schon ein etwas mulmiges Gefühl bei uns ein. Das legte sich aber wieder, als ein Tropengewitter aufzog und sich über uns entlud. Bei diesem Feuerwerk und den nachfolgenden Regengüssen sollte wohl auch den Löwen die Lust auf Menschenjagd vergehen.

PannenhilfePannenhilfeWir wachten am nächsten Morgen wohlbehalten auf und alsbald kam auch unser Fahrer vorbei und lud uns wieder in den Bus. Allerdings hatten sich die Pisten in der Serengeti durch den nächtlichen Regen in Schmierseife verwandelt, und mit unserem VW-Bus gab es schon bald kein Weiterkommen mehr. Also machten wir uns auf den Rückweg, mehr rutschend als fahrend. Oft musste unser Fahrer Schneeketten aufziehen, damit es weiterging, oder sich von anderen Fahrzeugen aus dem Matsch ziehen lassen. Das waren natürlich… Landrover!