Karibischer
Strand bei Dangriga
Nach zwei Monaten kreuz und quer
durch Mexiko setzten wir unsere
Südamerikareise nach Belize fort.
Dieses kleine Land hieß früher „British
Honduras“
und hat erst 1981 seine
Unabhängigkeit erlangt. Nach der
Grenze betritt man einen völlig
anderen Kulturkreis: Man spricht
englisch statt spanisch, die
ehrwürdigen Kolonialbauten Mexikos
weichen luftigen Holzhäusern mit
Verandas, und die Umgangsformen und
Kleidung werden locker, mit kurzen
Hosen und Trägershirt fällt man
nicht mehr auf. Man ist in der
Karibik angekommen.
Im Einbaum nach
Guatemala
Der
Landweg nach Guatemala war
seinerzeit langwierig und
gefährlich, es war eine Tagesreise
auf einer katastrophalen Piste durch
unwegsamen Dschungel, und die Busse
waren immer wieder Ziel von
Überfällen. Seit 28 Jahren herrschte
Bürgerkrieg in Guatemala, und im
nördlichen Teil des Landes waren
Guerillas aktiv. So planten wir, von
Punta Gorda im Süden Belizes mit
einem Fährboot auf dem Seeweg nach
Livingston in Guatemala
überzusetzen.


Es war
der 29. März 1988, der Dienstag vor
Ostern. Die Bevölkerung hatte
Osterferien und vor dem Ticket-Laden
beim Anleger herrschte Chaos. Alle
wollten nach Livingston, weil dort
am Karfreitag ein lebender Mensch
ans Kreuz gebunden wurde, um das
Osterfest spektakulär zu feiern. Man
hätte 2 Fährboote (100 Passagiere)
füllen können, aber trotz
eindringlicher Anfragen per Funk
schickte die Fährgesellschaft nur 1
Boot. Tickets wurden nur an
Einheimische vergeben, Touristen
blieben für den Rest der Woche außen
vor.
Besitzer kleinerer Boote boten eine
Überfahrt zum 5-fachen Preis an
(ca. 10 $ p.P.), waren aber im
Handumdrehen voll. Nach vielem
Gerenne kauften wir uns dann doch
ein Busticket zurück nach San
Ignacio und waren schon auf dem Weg
zur Busstation, als uns zwei
Kanadier, die wir am Vortag
kennengelernt hatten, aufgeregt zu
sich winkten. Sie hatten noch ein
Boot ergattert mit 2 weiteren freien
Plätzen.
Bootsanleger
mit Fähre und Einbaum
Das Boot war eine Art Einbaum, ca. 4
Meter lang und 1 Meter breit. Wir
quetschten uns mit einer belizischen
Familie samt Kind und Baby, den
beiden Kanadiern und dem Skipper
hinein, dazwischen das Gepäck, das
in weiser Voraussicht auf
Holzklötzen gelagert und mit einer
Plane abgedeckt wurde. Dann ging's
hinaus auf das offene Meer, zum 32
Kilometer entfernten Livingston.
Ankunft in
Livingston Die
Wellen rollten von links oben auf
uns zu, brachten das Boot zum
Schaukeln, und die Gischt duschte
über uns drüber. Das Wasser
schwappte zwischen unseren Füßen
durch's Boot, schon
nach einer Minute waren wir alle
durchnässt. Die Kanadier übten
sich noch in Optimismus: "Wir
steuern wohl erst kurz gegen die
Wellen und surfen dann mit ihnen
gemütlich nach Guatemala". Nichts
da, der Skipper hielt in gerader
Linie auf Livingston zu. Bald
hörten wir nur noch "Oh, Jesus!"
von den beiden. Gepäck und Papiere
hatten wir längst abgeschrieben,
hinten wurde Wasser aus dem Boot
geschöpft, und wir hofften nur,
irgendwann lebendig anzukommen.
Nach 3 Stunden Überfahrt schwappte
kurz vor dem Hafen noch eine Welle
voll ins Boot, dann hatten wir es
geschafft.
Die Umstehenden staunten nicht schlecht, als wir klitschnass aus dem Einbaum kletterten. Das Gepäck hatte erstaunlich wenig abbekommen, dank der Plane und der höheren Lagerung. Im Nachhinein können wir nur jedem von so einer Überfahrt abraten!