Die Türkei ist unglaublich reich an Kulturschätzen, faszinierenden Landschaften und gastfreundlichen Menschen. Unsere Reise im Suzuki Jeep sollte uns quer hindurch bis zum östlichen Rand an der iranischen Grenze führen. Was wir dabei nicht ahnten: Nördlich des Schwarzen Meeres, in der Ukraine, war es gerade zur Atomreaktor-Katastrophe von Tschernobyl gekommen. Erst als wir auf der Rück-reise an der griechischen Grenze mit einem Geigerzähler abgetastet wurden, erfuhren wir davon.
Überfahrt nach Çanakkale
Wir hatten schon gut 2000 km durch das damalige Jugoslawien und Griechenland hinter uns, als wir die türkische Grenze bei Alexandropoulis Kipon passierten. Von da war es nicht mehr weit bis zum Ende des europäischen Kontinents.
"Fährhafen" bei den Dardanellen
Nur 2 kurze Meerengen trennen Asien von Europa, der Bosporus bei Istanbul und die Dardanellen bei Çanakkale, bei denen wir übersetzen wollten. Im kleinen Ort Kilitbahir auf europäischer Seite passierten wir einen winzigen Fischerhafen und danach ein Tor, hinter dem wir den Fährhafen vermuteten. Da endete aber lediglich der Ort und die Teerstraße. Etwas ratlos standen wir dann am Fischerhafen, als auch schon eine der „Fähren“ hereintuckerte. Mit etwas Geschick passten gerade mal 3 Fahrzeuge auf das Boot, das mit uns an Bord die 2 Kilometer hinüber nach Asien in Angriff nahm.
Während der Überfahrt wurde das Fahrgeld kassiert, das mit umgerechnet 1,25 Euro für 2 Personen und ein Auto erfreulich gering ausfiel. Allerdings konnte der „Schaffner“ auf meinen angebotenen Geldschein (von etwa 5 Euro) nicht herausgeben, worauf er erst mal die anderen Passagiere abklapperte und mir danach das Wechselgeld brachte. Kurz darauf rollten wir in Çanakkale vom Boot und hatten einen neuen Kontinent betreten.
Zum Ararat
Auf dem Weg in die Ost-Türkei besuchten wir zahlreiche antike Stätten, die herrlichen weißen Sinter-Terassen von Pamukkale (unter denen man damals noch duschen durfte), Kappadokien mit seinen märchenhaften Felsen und Höhlenwohnungen, den Nemrut Dağ mit dem gigantischen Grabmal von König Antiochus I und den riesigen Van-See. Die Landschaft im Osten der Türkei war überwältigend! Unser Ziel war der Ararat, und der kürzeste Weg dorthin war eine unbefestigte Straße durch das Gebirge.
Ein Berg als Grabmal für Antiochus I
Felsenwohnungen in Kappadokien
Als wir an einer Tankstelle nach der Abzweigung fragten, schaute uns der Tankwart entsetzt an. „Unmöglich, bei diesem Wetter dort oben zu fahren!“ Ich deutete auf unseren Geländewagen und fragte: „Auch mit so einem Auto?“. Daraufhin betrachtete er skeptisch den Suzuki, versetzte einem der Reifen einen kräftigen Tritt und nickte zufrieden: „Doch, das geht!“
Piste zum AraratEs war kalt und regnerisch, und die Piste war streckenweise eine einzige glitschige Rutschbahn, wir schwammen mehr als daß wir fuhren. In Sichtweite waren die Berge Irans, mit großen persischen Lettern aus Steinen darauf, die wohl „Hier ist der Iran“ bedeuteten. Dann am Wegrand ein Militär-Posten mit einem fröstelnden jungen Soldaten davor, der unsere Papiere kontrollierte. Ein Kuss von Anette wurde ihm zwar verwehrt, aber er bekam ein paar Zigaretten und durfte für ein Foto vor unserem Jeep posieren.
Als wir endlich wieder auf eine Teerstraße trafen, waren wir doch heilfroh und suchten uns sogleich einen Übernachtungsplatz. Am nächsten Morgen strahlte die Sonne auf unser Dachzelt und vor uns erhob sich majestätisch der höchste Berg der Türkei - der 5137 m hohe Ararat.
Der Ararat
LKW-Unfall mit "Obstsalat"
Im Flussİshak Paşa Palast
Wir sahen uns den märchenhaften, einsam gelegenen İshak Paşa Palast an und fuhren dann am Schwarzen Meer auf einer endlosen, kurvigen Strecke zurück Richtung Westen. Nach einem Abstecher zum Sumela-Kloster, das wie ein Schwalbennest an einer senkrechten Felswand klebte, ging’s weiter entlang der Küste, bis wir das Gekurve satt hatten und kurz vor Zonguldak beschlossen, nach Süden auf die Hauptstraße Ankara – Istanbul zu wechseln.
Leider wurde die ungeteerte Verbindungsstraße immer mieser, aber als wir auf offensichtliche Bauarbeiten stießen – eine breit ausgewalzte Erdstraße – keimte Hoffnung auf. Kurz darauf standen wir vor einem Fluss, gegenüber ging die Straße anscheinend weiter, aber es fehlte die Brücke. Dafür führte seitlich ein Feldweg die Böschung hinunter, durch den Fluss und drüben wieder hinauf. Also kurz entschlossen Geländegang eingelegt und los. In der Flussmitte ein kurzer Aufschrei von der Beifahrerseite, die die Wasserhöhe im Blick hatte, aber mit Schwung und etwas Blubbern – der Auspuff war unter Wasser – ging‘s ans andere Ufer und drüben wieder hoch auf die Straße.
Erste Flussdurchfahrt geschafftDie Erleichterung dauerte allerdings nicht lange, denn 200 m weiter hörte die Straße ganz auf. Na gut, umkehren und zurück, rüber hatte es ja auch funktioniert. Dummerweise war es drüben steiler, ich würgte den Motor ab und wir standen mit dem Jeep mitten im Fluss, von einem halben Meter hohem Wasser umspühlt. Nach ein paar Versuchen sprang der Motor aber blubbernd wieder an und wir schaften es mit Müh und Not ans rettende Ufer. Dort waren wir sofort von einer Gruppe Bauarbeiter umringt, die uns gestenreich erklärten, das wäre der falsche Weg gewesen. Ja, das hatten wir inzwischen auch kapiert!
Der richtige Weg ging 100 m vorher als unscheinbarer Waldweg links ab, danach kam alsbald eine Teerstraße und es ging endlich wieder flott weiter Richtung Istanbul.